Tina Turner im Kopf(hörer), Vollgas, ein beherzter Wurf ....
Aber noch ist es nicht so weit.
Weil mir der Holiday so gut gefällt soll noch ein zweiter, (kleinerer) Nurflügler her. Als Rucksack- und Immerdabei-Flieger. Ich schwanke zwischen dem Pixel und dem Simply. Robert Schweißgut rät zum Simply, weil es am Berg auch einmal stärker wehen kann. Vor allem dann wenn mir der Wind zum Paragleiten zu stark ist.
Die Besonderheit des Simply ist sein Profil das der Flügelstellung des Steinadlers im Schnellflug abgeschaut ist (Vogel-Schnellflug-Profil).
Montag 8.Juli 2013
Heute ist das Paket aus Tirol gekommen. An den nächsten Abenden geht es ans Bauen.
Beim Chinook gäbe es eine teilbare Fläche gegen Aufpreis, beim Simply habe ich das nicht gesehen. Aber in der Bauanleitung ist diese Variante beschrieben. Und zwar genial, mit nur einer Schraube die sowohl die Flügelhälften miteinander verbindet als auch die Tragflächen am Rumpf befestigt! Ich besorge mir ein Alu-Rohr und einen Carbon-Stab um die Flächensteckung zu realisieren. (Sorry, ich weiß dass Herr Schweißgut Carbon nicht mag. Aber so ein kleines Staberl wird er mir hoffentlich verzeihen.) Ich lege die Flächensteckung in den vorgesehenen Schwerpunkt, dann habe ich gleich eine Hilfe zum Einwiegen.
Bloß, wie mache ich den Schlitz in den ich das Rohr einklebe? Beim Holiday war bereits eine Ausfräsung, hier nicht. Ich schneide mit dem Messer zwei Schnitte ins Balsa, aber wie bekomme ich das Material dazwischen heraus? Ich denke nach, mit welchem Werkzeug ich das bewerkstelligen könne. Mit dem Messer, so schief hinein fuzzeln? Oder ein Fräser, ein Beitel, ein Stecheisen?
Nein, ganz einfach! Ich habe das "Werkzeug" ja gerade gekauft! Ich feile ein Ende des Rohres zu einer Schneide und hebe Span um Span aus dem Material. So entsteht eine genau passende Ausnehmung. Was noch einen Vorteil hat: Die Ausnehmung ist halbrund, so dass ich weniger Epoxy brauche um den Hohlraum zu füllen. Das ist immerhin eine kleine Gewichtsersparnis. Wie bekomme ich die Späne aus dem Rohr? Auch das ist ganz einfach: Ich verwende den Carbonstab als Span-Auswerfer.
Schneiden der Rille in die das Rohr geklebt wird |
Auswerfen des Spans |
Die fertig ausgeschnittene Ausnehmung |
Der Aufbau des Flügels ist ungewohnt. Zuerst ein Puzzlespiel, welcher Teil wo hin gehört. Ankleben der Nasenleisten aus Kiefer - ist sicher gut wenn man einmal irgendwo dagegen fliegt. Noch ein bisschen anpassen der Winkel und die Teile stumpf aneinander kleben: gar nicht so einfach. Für das Flugverhalten ist es wahrscheinlich egal ob da ein kleiner Spalt oder eine kleine Stufe ist, aber das Modell wird nur mit Klarlack behandelt und da soll es ja auch schön aussehen.
Bei jedem Bau geht irgendetwas schief, so auch hier. Der Rumpf hat die gleiche Breite wie beim Holiday, ist aber kürzer. Entsprechend ist die Biegung der Seitenwände im Heck-Bereich stärker. Beim Biegen ist's passiert, eine Seitenwand ist gebrochen. Mit Superkleber repariert, aber die Unsymmetrie bleibt. Auf einer Seite mehr weggeschliffen, jetzt ist's nicht so schlimm. Das nächste Mal: Balsa vor dem Biegen nass machen.
Erste Schwerpunkt-Kontrolle: Kopflastig. Alles Gewicht nach hinten. Gut dass ich die Bodenplatte noch nicht aufgeklebt habe, da kommt man leichter dazu. Die Ausschnitte für die Servos (die im Rumpf montiert werden) wären sonst nicht so leicht zu machen gewesen.
Sonntag 14.7.2013
Eilig fertig gebaut damit der Flieger beim nächsten Berg-Urlaub mit dabei sein kann.
Sonne und Wind - ein guter Tag um im Freien zu bauen. Der Schleifstaub wird sofort weg geweht und der Lack ist in ein paar Minuten trocken.
Aber kein guter Tag zum Einfliegen. Ich probiere es trotzdem. Zuerst ein Foto für den Fall... Wenn man vorher Fotos macht dann passiert dem Flieger nichts, habe ich gehört. Es ist ein Höllenritt, ich bekomme den Simply immerhin heil auf den Boden zurück.
Sonntag 21.7.2013
Am Heimweg von Kärnten noch ein Abstecher zum Sandkogel am Greim. Zwei Paragleiter sind in der Luft und machen ordentlich Höhe. Aber das vertikale Wachstum der Cumuli und ihre dunkle Farbe lassen mich zweifeln ob ich mit dem Schirm starten will.
Aber ich habe den Simply als "Ersatzbefriedigung" mit. Er ist zwar noch nicht eingeflogen, die thermischen Bedingungen und die Landungen am Hang zwischen den Bäumen sind nicht einfach, aber ein bisschen Soaren im Hangwind zeigt dass der Simply hier in seinem Element ist!
Dienstag 23.7.2013
Jetzt ist endlich ein windstiller Abend um den Simply einzufliegen. Vorher muss noch ein leichterer Propeller her, weil es mühselig ist den Akku so weit nach hinten unter die Tragflächen zu schieben bzw. ihn wieder heraus zu bekommen. Ein Klapppropeller-Mittelstück wird mit einem Styropor-Spinner bestückt. Diesen schnitze ich grob aus einer alten Verpackung, dann wird das Modell zur Drechselbank: Ich lasse den Motor laufen und forme die Rundung mit grobem Schleifpapier (natürlich bei abgenommenen Propellerblättern).
Resultat: ein halbwegs ansprechender Spinner und eine bequemere Akkuposition. Der fertig montierte Propeller wiegt halb so viel wie der Propeller des Holiday den ich für den Kärnten-Urlaub ausgeborgt habe (16 statt 32 Gramm). Außerdem kann der Spinner bei einem Aufprall als Knautschzone wirken. Seltsam dass es so etwas nicht zu kaufen gibt.
Besonders angenehm: Im vorderen Bereich des Rumpfes ist kein Spant, so dass man den Akku über weite Bereiche nach vorne und hinten verschieben kann.
Ich gönne dem Simply, nobel nobel, winzige Magnete zum Verschluss der Kabinenhaube.
Zack - das kann was.
Dann legt sich der Wind und es geht ans Einfliegen. Die tief stehende Sonne verrät kleinste Bewegungen um die Nick-Achse.
Bald habe ich das Fliegerchen ausgetrimmt und es fliegt von alleine (allerdings spiralt es allmählich in eine immer engere Kurve wenn man die Knüppel während einer Kurve auslässt).
Robert Schweißgut empfiehlt beim Simply im Gegensatz zum Holiday ausdrücklich keine Differenzierung (die beim Nurflügler einer Höhenruder-Beimischung gleichkommt). Der Simply zeigt auch keine Tendenz die Nase in der Kurve nach unten zu nehmen, fast im Gegenteil.
Den Motorsturz habe ich vorsorglich vergrößert aber er ist trotzdem zu klein. Wie bei fast allen meinen Elektroseglern muss ich im Steigflug drücken.
Gleiten: unglaublich!
Ich verpatze alle Landeanflüge (zu hoch angeflogen) weil der Simply einfach oben bleiben will. Beim Simply sind keine Störklappen vorgesehen, aber jetzt scheinen sie wünschenswert.
Bei Wind kann er trotzdem noch in einen ziemlich ausgeprägten Wellenflug bis zum unfreiwilligen Looping geraten den ich mit Tiefenruder dämpfen muss. Auch beim Einfliegen in eine Thermik habe ich das Modell nicht immer unter Kontrolle. Obwohl für Wind gedacht, scheint der Simply eher ein Flieger für windstille Tage zu sein, allein schon wegen seines geringen Gewichts.
Motor: Pichler Boost 10
Akku: 3S 1000mAh
Schraube: 8x5"
Max. Stromaufnahme: 16A
Abfluggewicht: 430g (Werksangabe: "ab 500g")
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